“Ein Mann weint nie.” Das waren einige der ersten Worte, die Ahmad Abu Saleh von seinem strengen Vater hörte. Für ihn war das Zeigen von Gefühlen ein Zeichen von Schwäche, das man, wenn nötig, mit Schlägen beseitigen sollte.
Als sechstes von zwölf Kindern einer armen Familie lernte Ahmad früh, dass seine Wünsche nach Sicherheit, Wärme und Verbundenheit zu Hause und in der Schule nicht erfüllt wurden. Sein Vater sagte ihm immer, er solle “stark sein” und nie aufgeben. Als Jugendlicher begann er, sich gegen Mitschüler und Lehrer aufzulehnen und wurde schließlich von der Schule verwiesen. Er arbeitete mit seinen Brüdern in einem Kiosk und zog vier Jahre später nach Eilat, um seine Familie zu unterstützen. Dort widerstand er dem Einfluss seiner drogen- und alkoholkonsumierenden Kollegen.
Ein Verwandter teilte ihm später mit, dass sein Vater eine Verlobung für ihn arrangiert hatte. Belastet durch eine zerbrochene Beziehung, konnte er sich nicht seinem Vater widersetzen, obwohl er nicht heiraten wollte. Er begann Haschisch zu rauchen. Als die Familie der Braut davon erfuhr, lösten sie die Verlobung. Ahmad ließ die Drogen hinter sich und heiratete eine Frau seiner Wahl.
Jedoch kehrte er bald zu den Drogen zurück und seine Ehe litt darunter. Acht Monate später ließen sie sich scheiden. Die Drogen wurden immer präsenter in seinem Leben. Um seine Sucht zu finanzieren, stahl und betrog er. Trotz mehrerer Reha-Aufenthalte konnte er die Drogen nicht lassen. Er heiratete erneut und wurde Vater von zwei Söhnen. Doch die Drogen ließen ihn nicht los.
Eines Tages ging ihm das Geld aus. Sein Sohn bot ihm sein Sparschwein an. Ahmad nahm das Geld, obwohl er wusste, dass es falsch war.
Doch dieser Moment veränderte ihn. Er betete zu Gott um Kraft oder den Tod. Am 19. März 1988 brachte ihn seine Schwester in eine Klinik. Dort stellte er sich seiner problematischen Beziehung zu seinem Vater. Er fand Heilung und Freiheit.
Doch der Weg zur echten Freiheit war schwer. Wegen seiner Vergangenheit fand er keine Arbeit. Er dankt seiner Sozialarbeiterin, die ihn unterstützte. Sie schlug vor, dass er als Berater für Suchtkranke arbeitet. Ahmad schloss den Kurs ab, sein erster echter Erfolg.
Heute arbeitet er im House of Grace und hilft anderen. Er ist dankbar für seine Familie und Freunde. Ahmad Abu Saleh ist seit über 6500 Tagen nüchtern. Seine Geschichte zeigt die Wichtigkeit von Reha-Zentren. Jeder verdient eine zweite Chance.